Auf einmal war der Drang da, mich ausdrücken zu wollen. Seit ich eine Teenagerin bin, schreibe ich Songs. Ab diesem Zeitpunkt fügte sich das Songwriting mit dem Gesang zusammen und bis heute ist die Hingabe zur Musik, das Ausdrücken und mit anderen teilen, immer ein großer und wichtiger Bestandteil meines Lebens gewesen. Nachdem ich allerdings in den weiteren Jahren viel gespielt hatte, kam auf einmal ein Zeitpunkt, wo mein Körper signalisierte, dass ich nach Innen gehen sollte, in mir schauen sollte, und dazu kam die Frage auf „warum habe ich diesen Drang mit der Musik? Warum finde ich es sinnvoll Lieder zu schreiben/ auf der Bühne zu stehen?“ Die Fragen ließen mich nicht mehr los…
Um eine Antwort auf die Fragen zu finden, entschloss ich mich ein Praktikum im Bereich Musiktherapie zu machen. Als ich nach den 3 Wochen Einblick wieder zurück in meinen Alltag kam, war meine Sicht auf die Musik und das Leben ein anderer.
Das Praktikum war in einem Pflegeheim, welche sich um ältere demenzkranke Bewohner:innen kümmerten. Als ich an meinem ersten Tag gegen Vormittag ankam, meinte meine Betreuerin nach der ersten Begrüßung: „Sie werden hier wahrscheinlich viel erleben und mitnehmen, nehmen Sie sich nachmittags ruhig etwas Zeit.“ Was Sie wohl damit meinte? fragte ich mich.
Die beiden Musiktherapeutinnen des Hauses waren beide super nett und nachdem sie mir erstmal Generelles über das Pflegeheim erzählt hatten, gaben sie mir eine Gitarre in die Hand und zusammen mit den Gitarren und dem Akkordeon ging es los. Die Bewohner:innen waren sehr offen, super herzlich und nach fast jedem Akkord bedankte sich jemand, dass wir Musik für sie spielten. Es wurde getanzt, es wurde gelacht und der Raum, der davor sehr still war, verwandelte sich auf einmal in einen so lebendigen Raum. Die Bewohner:innen fingen auf einmal an wieder zu reden, manche fingen an in einer anderen Sprache zu reden, manche klopften einen Rhythmus auf dem Tisch oder klatschten mit, standen auf einmal auf und tanzten. Wir hielten uns an den Händen, wir drehten uns gemeinsam im Kreis, wir hörten einander zu und wir halfen gegen Einsamkeit und dem Alleinsein mancher Bewohner:innen. Der berührendste Moment für mich war, als wir in einem Einzelzimmer hereinkamen und die Person, die im Bett lag plötzlich anfing zu weinen, als wir Musik für sie spielten. Es war als würde durch die Musik Verbundenheit, Lebendigkeit, Freude, Austausch, Liebe, Gesehen werden, entstehen. Als würde Musik so unter die Haut gehen und als wäre der Raum ein ganz anderer, wenn Musik darin stattgefunden hat. Mir erzählte man daraufhin, dass Musiktherapie die Therapie ist, welche am besten bei Demenz hilft.
Nachdem ich nach diesen Eindrücken in meine „alte“ Welt zurückkam, spürte ich, dass Musik etwas sehr Besonderes ist… Es ist irgendwie unbeschreiblich, was es auslösen kann. Für mich stand fest, ich möchte Menschen etwas geben und hoffe ich kann das Funkelnde an alle weitergeben, dass sie sich freuen und verstanden fühlen. Danke an das Pflegeheim, an die Musiktherapeutinnen und Bewohner:innen für die gemeinsame Zeit mit euch.